GEO.de - Wikipedia als Polit-Seismograf Seite 2 von 2

Den Index zu erstellen, sei "ganz einfach" gewesen, erzählt Russell. Er und seine Mitarbeiter verwendeten die Wikipedia-"Liste der eigenständigen Staaten" und ergänzten weitere Staaten und Territorien. So erhielten sie 138 Länder und Gebiete mit ausreichender Datengrundlage. Dann ließen sie sich zu jedem Länder-Artikel alle dort verlinkten Wikipedia-Seiten anzeigen. Diese Liste glichen sie per Computer mit einem weiteren Datensatz ab, nämlich der Liste aller Artikel, die zu einem bestimmten Zeitpunkt als NPOV-Disput-Artikel galten.

Kann man Wikipedia-Artikel, die jeder Internetnutzer jederzeit verändern kann, als Grundlage für eine seriöse politische Einschätzung verwenden? Durchaus. Dass Russells "Dispute Index" ernstzunehmen ist, geht schon aus der gestiegenen Wertschätzung für Wikipedia-Artikel hervor. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mitmach-Seiten den Informationen der Lexikonverlage in puncto Zuverlässigkeit das Wasser reichen können. Warum also sollte man da nicht die Intelligenz der vielen engagierten Mitarbeiter und ihre Streitigkeiten als Indikator nutzbar machen?

Dabei fällt nicht einmal ins Gewicht, wie eng die verlinkten Seiten thematisch mit der Ländereintrag auf Wikipedia zusammenhängen, erklärt Russell. Auch die Tatsache, dass dort viel und gern diskutiert wird, beeinflusst das Ergebnis kaum. "Die Seiten, über die gestritten wird, wechseln sehr oft", erzählt Russell. "Zwischen 2007 und 2010 machten die Artikel, über die durchgehend gestritten wurde, nur fünf bis acht Prozent der gesamten NPOV-Fälle aus." Erstaunlicherweise hat das kaum Auswirkungen auf den Index.

Spielerisches Nebenprodukt oder ernst zu nehmender Forschungsansatz? Auffällig ist zunächst, dass der Index mit den Ergebnissen zweier weltweit anerkannter und aufwändig erstellter Indizes übereinstimmt, dem "World Bank Policy Reserach Aggregate Governance Indicators" (1996-2008) und dem "Political Instability Index" 2009. "Unser Index stimmt so gut mit den beiden Indizes überein, wie diese miteinander", sagt Russell stolz. Unklar ist nun noch, ob und wie der neue Index von Banken, Institutionen oder Ratingagenturen genutzt werden könnte.

Russells Projekt ist nicht das Erste, das mithilfe des Internets ungewöhnliche Erkenntnisse zutage fördert. So lassen Google-Suchanfragen Rückschlüsse darüber zu, wie sich Grippewellen ausbreiten werden. Und Empfehlungen in sozialen Netzwerken machen das Kaufverhalten von Konsumenten vorhersagbar.

In die Zukunft würde auch Russell gerne sehen: Wo wird es einen Aufstand geben? Wo wackelt ein Regime? Aber das sei Science-Fiction, sagt er selbst. "Was wir jetzt machen, das sind ja nur die ersten Babyschritte."


Mehr zum Thema

  • www.plosone.org

    Die Original-Veröffentlichung auf der Wissenschaftsplattform PLoS ONE
     


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Woran erkenne ich diese Plugins?

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Was macht Facebook mit meinen Daten?

Was genau Facebook mit Ihren Daten macht, können Sie in den Datenschutzhinweisen des Sozialen Netzwerkes nachlesen: http://www.facebook.com/policy.php

Typische Anwendungsfälle sind: Ein Facebook-Nutzer liest auf GEO.de einen Artikel, den er seinen Freunden empfehlen möchte und klickt auf "Gefällt mir". Seine Freunde sehen den Link zu genau diesem Artikel auf Facebook. Die Freunde können nun wiederum selbst auf den Link klicken, den Artikel auf GEO.de lesen und den Artikel wiederum an ihre Freunde weiterempfehlen.

Dieses Beispiel ist aber nur exemplarisch zu verstehen, da sich Facebook vorbehält sein System ständig weiter zu entwickeln und über die Verwendung der Daten zu informieren.

Wie kann ich mein Facebook-Profil richtig einstellen?

Jeder User hat andere Bedürfnisse und wünscht sich andere Einstellungen. Die Kollegen von stern.de erklären Ihnen hier die Möglichkeiten, die das Soziale Netzwerk Ihnen zum Schutz Ihrer Privatsphäre bietet: » zum Artikel von stern.de

Weitere Informationen zum Thema Datenschutz auf GEO.de erhalten Sie hier

Weitere Informationen zur Einschätzung des Themas "Facebook Social Plugins und Datenschutz" publizieren die Kollegen von stern.de regelmäßig auf stern.de (Extra "Soziale Netzwerke" von stern.de). Weitere Informationsquellen, für die GEO.de ebenfalls nicht verantwortlich zeichnet, sind u. a. folgende Blogs, die regelmäßig über die fortlaufende Entwicklung des Sozialen Netzwerkes berichten:

http://www.facebookbiz.de/ (nicht von Facebook betrieben)
http://facebookmarketing.de/ (nicht von Facebook betrieben)
http://www.schwindt-pr.com/ (nicht von Facebook betrieben)
http://blog.facebook.com/ (das offizielle Facebook-Blog)

Informationen zum Datenschutz in Internet finden Sie zudem auf den Seiten der Datenschutzbehörde Ihres Bundeslandes.
» zur Website des Bundesbeauftragten für Datenschutz



Kommentare zu "Wikipedia als Polit-Seismograf"


berthu | 29.07.2011 11:50

Schade, daß diese Erkenntnisse dann von Mächtigen zuerst ausgeschlachtet und meist zum Nachteil des kleinen MannesFrau eingesetzt wird! Wie die Impferkenntnisse mißbraucht werden, nicht der Menschheit wirklich zu helfen, sondern damit ein großes, korruptes Geschäft damit zu betreiben! Siehe Hunger, Öl-, Atom-, Chemie-, Energie-, Transport- und andere Lobbys. Der Mensch interessiert die nur zum Ausbeuten! Beitrag melden!

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